Arbeit in der Selbstverwirklichungskrise

Eine zeitgenössische Tragödie in fünf Akten

 

Tobias will die Welt verändern. Zukunft gestalten. Er hat so viele Ideen! Und hohe Ansprüche an sich selbst. Sein Geld verdient er in verschiedenen Projekten auf Honorarbasis. Die meisten davon hat er selbst initiiert, kümmert sich um Entwicklung, Management, Finanzierung, Verlängerung.  Er findet es toll, nicht für irgendein Unternehmen zu arbeiten, sondern für sich. So kann er sich weiterentwickeln; dafür arbeitet er gerne auch mal länger und am Wochenende und nimmt ein vergleichsweise niedriges Einkommen in Kauf. Weiterlesen

Arbeit, grenzenlos!

Von der unromantischen Ironie entgrenzter Arbeit

Nicht ganz ohne unser Zutun sind jäh viele Begrenzungen von Arbeit verschwunden. Statt Freiheit bringt uns das aber eher ins Wanken.

 

In mancher Hinsicht leben wir in romantischen Zeiten. Wieder geht ein Riss durch die Welt, von dem wir ironischerweise glauben, ihn nur durch Öffnen schließen zu können. Denn freilich, so sprach Novalis uns vor, sind alle Schranken „bloß des Übersteigens wegen da“ und machte sich mit seinen Zeitgenossen daran, die von Schiller postulierte „Tyrannenmacht“ der Grenzen zu bezwingen. Mancherorts steigen wir heute nach; setzen nationalstaatliche und räumliche Grenzen außer Kraft, negieren Geschlechtergrenzen, bestimmen moralische Grenzen neu.

Auch Arbeit, von jeher Muster beengter, gebundener und notwendiger Tätigkeit, lassen wir seit einiger Zeit stetig in die vormals abgetrennten Sphären unseres Lebens hinüberfließen. Vielleicht, weil Entgrenzung notwendig Teil des dynamischen Entwicklungsprozesses pluraler Gesellschaften ist, wo sich nun mal niemand gern unter Grenzen zwingen lässt, die nicht die eigenen sind und wo Lebendigkeit herrscht, die nicht tribalistisch einzuhegen ist. Wo bliebe da die Romantik?! Weiterlesen