Eine kleine Verteidigung der Theorie des Praktischen
Offenbar bedarf das Philosophieren über Arbeit doch ab und an einer Rechtfertigung. Ich will sie positiv als Selbstvergewisserung verstehen; und wie immer auch als Anregung und Einladung.
Arbeit erscheint uns heute zuallererst und selbstverständlich als Begriff der Ökonomie, der sie im Kern wertschöpfende, d.h. produktive Tätigkeit ist. Damit kommt man in Sachen Arbeitsgestaltung schon einigermaßen weit: Man gestaltet Arbeit so, dass sie möglichst produktiv und ökonomisch wertschöpfend ist. So organisiert, sollte Arbeit diesem Begriff nach dann gute Arbeit sein. Faktisch ist sie das allerdings ganz und gar nicht.
Es steht an, die Fakten zu hintergehen oder besser: zu hinterfragen. Das macht die Sache auf den ersten Blick nicht leichter, auf den zweiten aber doch.
Sobald man philosophische Arbeitsbegriffe ins Spiel bringt – das hatte Herbert Marcuse in seinem Aufsatz Über die philosophischen Grundlagen des wirtschaftswissenschaftlichen Arbeitsbegriffs (1965) wirkungsvoll gezeigt, – schwindet zunächst die (Selbst-)Verständlichkeit von Arbeit. Das philosophische Fragen nach Arbeit öffnet den Blick auf das weite Feld ihres Gewerks und Gehalts, ihrer Beziehungen und Bezüge, ihrer Ambivalenz und Dialektik. Weiterlesen